Im Januar 2021 starb nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren Horst Henneberg, der drei Jahrzehnte lang (bis 2017) in Braunschweig ein antiquarisches Ladengeschäft mit Versand betrieb.
Nach seiner Meisterprüfung als Schriftsetzer und Immaturenprüfung (Geschichte) hatte er von 1975 bis 1982 als Sachbuchhersteller und Lektoratsassistent im Westermann Verlag gearbeitet. 1985 gründete er gemeinsam mit Heiner Waßmuß (heute Inhaber des Leseratte Buchladens) das Antiquariat im Hopfengarten, drei Jahre später schied er dort aus und eröffnete das Algonkin-Antiquariat in der Hartgerstraße, wo er sich zunehmend auf Indianerliteratur spezialisierte. Weitere Angebots-Schwerpunkte waren: Brunvicensien, Kinder-, Märchen- und Bilderbücher, Abenteuer-Bücher (Karl May, Friedrich Gerstäcker u.a.), historische Reiseberichte, Orts- und Landeskunde, insbesondere von Nordamerika (Besiedlung, Geschichte), außerdem Indianer-Figuren. 2003 zog das Algonkin-Antiquariat aus dem Östlichen Ringgebiet an einen innenstadtnäheren Standort in die Sonnenstraße.
Im Zusammenwirken mit Braunschweiger Weggefährten wie Thomas Ostwald und Wilfried Homann, die sein Interesse teilten, publizierte er in Dietmar Küglers Verlag für Amerikanistik Magazinbeiträge und selbstständige Veröffentlichungen, beispielsweise das Sonderheft „Auf dem Pfad des Bisonhundes“ und – im Jahr 2000 – sein Buch „Die Métis – Die Falken des Nordwestens“ über eine kanadische Ethnie aus Nachkommen indianischer Frauen und europäischer Händler, Trapper und Siedler. Für andere Werke, etwa „Das große Trapperhandbuch“ und „Das große Indianerhandbuch“, fertigte er die Zeichnungen.
Alljährlich nahm er mit einem Bücherstand an den Karl May-Festtagen in Radebeul bei Dresden teil und traf sich mit Gleichgesinnten wie seinem Magdeburger Freund Uwe Zwenzner, der ihn auch noch dorthin fuhr und unterstützte, als er das allein nicht mehr schaffen konnte.
Mehr als 10 Jahre lang hatte er zu den Standinhabern des Braunschweiger Bücherbasars im Kulturpunkt West gehört und sich – einmal sogar mit einem Beiprogramm – für die Veranstaltung engagiert.
Sein Antiquariat war in den besten Zeiten ein Treffpunkt für Menschen, die sich durch die originelle Atmosphäre und das Spezialgebiet sowie die angeregten, oftmals kontroversen Gespräche angezogen fühlten. Auch die „Schwarzkünstler“, ehemalige Berufskollegen aus seiner Zeit bei Westermann, fanden sich regelmäßig dort bei Kaffee und Kuchen ein.
Leider waren – durch persönliche Schicksalsschläge wie den Verlust nahestehender Menschen und seinen zunehmend schlechteren Gesundheitszustand – Horst Hennebergs letzte Lebensjahre stark überschattet. Seit 2017 war er in einem Pflegeheim untergebracht. Im Algonkin-Antiquariat hatte ihn zuvor und eine Zeitlang danach Jan Raabe vertreten, doch noch im gleichen Jahr wurde das Ladengeschäft geschlossen. So verschwand endgültig ein unverwechselbares Stück Braunschweiger Antiquariatsgeschichte. In unserer Erinnerung wird es fortleben.
Hier ist Horst Henneberg noch zwischen zwei Menschen zu sehen, die mit dem Ende und den Anfängen seiner Antiquariatstätigkeit besonders verbunden waren.